Wer im zeitigen Frühjahr beim Waldspaziergang aufmerksam ist, hat gute Chancen den markanten Ruf und das Trommeln des Schwarzspechtes (Dryocopus martius) zu hören. Mit seinem glänzend schwarzen Gefieder und dem markanten roten Scheitel ist er unverkennbar und fasziniert Vogelbeobachter und Naturliebhaber gleichermaßen. Aber natürlich freut man sich auch als Naturfotograf über entsprechende Gelegenheiten, bereits mehrfach hatte ich die Möglichkeit den imposanten Vogel während der Brut zu begleiten.
Die Bruthöhle des Schwarzspechts wird in alten, kräftigen Bäumen, oft in Buchen, Fichten oder Kiefern, in einer Höhe von 5 bis 15 Metern angelegt. Der Bau einer neuen Höhle dauert mehrere Wochen und wird hauptsächlich vom Männchen durchgeführt. Diese Höhlen sind ökologisch bedeutend, da sie nach der Nutzung durch den Schwarzspecht vielen anderen Tierarten als Nist- und Unterschlupfplatz dienen. Meist werden sie aber über mehrere Jahre von den Spechten genutzt. Dies konnte ich auch bei den von mir fotografisch dokumentieren Bruten erleben.
Nach dem die Bruthöhle hergerichtet ist, legt das Weibchen drei bis sechs Eier ab. Beide Altvögel teilen sich das Brutgeschäft gleichermaßen auf, wobei wie bei den den meisten Spechten üblich, das Männchen in der Nacht auf den Eiern sitzt. Die durchschnittliche Brutzeit beträgt bei den Schwarzspechten knapp 2 Wochen, die Kücken schlüpfen im Abstand von 2-3 Tagen.
Nach dem Schlupf der Jungen werden diese für ca. 8 Tage dauerhaft und abwechselnd durch beide Eltern gehudert. Anschließend schlüpfen die Altvögel nur noch zur Fütterung und für die Beseitigung des Kots in die Höhle. Meist sind die Jungvögel aber dem 17. Fütterungstag erstmal an der Bruthöhle zu sehen und werden von nun an nur noch von außen gefüttert.
Die Fütterungsintervalle stellen den Beobachter vor eine Geduldsprobe. Während der häufiger vorkommende kleinere Buntspecht in Intervallen von unter 10 Minuten füttert, lässt sich der Schwarzspecht oft auch mal über eine Stunde nicht an der Bruthöhle sehen. Meist erfolgt dann die Fütterung von beiden Elternteilen kurz hintereinander.
Bei meinen Fotoprojekten haben die jungen Spechte zwischen 24 Tagen und 30 Tagen die Bruthöhle verlassen, in der Folgezeit werden sie für mindesten 4 Wochen noch von den Altvögeln weiter versorgt, bis der Schritt in die Selbstständigkeit erfolgt. Diese Zeit wäre durchaus noch ein Ziel für die nächsten Jahre. Über die Jahre sind die verschiedensten Kameragehäuse und Objektive zum Einsatz gekommen. Herausfordernd ist, spätestens nach ausschlagen der Bäume, die Lichtsituation im Wald. ISO-Werte von 1600 und mehr sind die Regel. Ein paar Sätze möchte ich noch zur Nestfotografie verlieren. Die von den Schwarzspechten genutzten Bruthöhlen lagen alle an von Wanderern, Reitern und Mountainbikern stark frequentierten Waldwegen, dies ist nicht immer so gegeben. Die Bilder die senkrecht von unten aufgenommen wurden, sind unter Verwendung eines Funkauslösers entstanden. Der Aufbau (Kamera, Objektiv, Stativ und Tarnnetz) erfolgte jeweils direkt nach der Fütterung, hier war dann genügend Zeit vorhanden. Bei einer Störung wäre das Projekt direkt abgebrochen worden.