Wildes Wien – Feldhamster auf dem Zentralfriedhof

26. Mai 2024
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26. Mai 2024 Thomas Weber

Da ich Anfang Mai knapp eine Woche am Neusiedler See (Naturfotografie am Neusiedler See) verbrachte, plante ich auch einen Abstecher in das Nahe Wien zu machen. Aber nicht um die üblichen Touristenattraktionen wie Stephansdom, Schloß Belvedere oder den Prater zu besuchen. Wien ist auch bekannt für seine „Stadtwildnis“, da gibt es z.B. die Biber an der Donau oder Ziesel an verschiedenen Stellen in den Vororten der Stadt. Ein besonderer Lebensraum sind die Friedhöfe, nicht nur in Wien. Einer der größten Friedhöfe Europas ist der Zentralfriedhof im Stadtteil Simmering, hier haben mehr als 3 Millionen Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Blick in Richtung der Kirche

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Noch bis Mitte 2024 zu sehen - die Outdoorausstellung

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Auf dem Zentralfriedhof  tobt auch das Leben und dies vor allem bevor der Tag anbricht oder nach Sonnenuntergang endet. Hiervon überzeugen kann man sich auf bei einer Outdoorausstellung, die Bilder zeigt  die auf dem Gelände des Zentralfriedhofes entstanden sind. Die Galerie ist noch bis mindestens Mitte 2024, direkt auf dem Hauptweg an Tor 2 in Richtung der Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus, zu sehen.

Mir ging es bei meinem Besuch in erster Linie um die Feldhamster, die hier einen urbanen Lebensraum gefunden haben. Meine Recherchen ergaben, dass sich diese besonders gut auf einer Wiese zwischen Tor 2 und Tor 3 beobachten lassen, den sogenannten Park „Der Ruhe und Kraft“.

Feldhamster

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Auf dem Weg dorthin, sind mir zwischen den Gräbern schon viele Eingänge zu den Hamsterbauten aufgefallen, meist waren die direkt an den Einfassungen der Gräber zu entdecken. Aber von den kleinen Nagern war erstmal keiner zu entdecken. An der Wiesenfläche des Parks angekommen, konnte man auch hier viele Ein- bzw. Ausgänge entdecken, man konnte sogar die Laufwege der Hamster erahnen, da hier die Grashalme tatsächlich „plattgetrampelt“ waren.

Feldhamster

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Es sollte aber eine ganze Weile dauern, bis ich meinen ersten Feldhamster erblicken konnte. Wichtig zu wissen ist, dass die Nager erst bei der Dämmerung aktiv werden und tagsüber kaum zu beobachten sind. An diesem Tag wurden die Hamster gegen 18 Uhr aktiv. Als ich den ersten an seinem Eingang entdeckte, konzentrierte ich mich auf diesen und legte mich bewaffnet mit dem Teleobjektiv auf die Wiese um eine bodennahe Perspektive einzunehmen. Zuerst verschwand der kleine Geselle in seinem Bau, um kurz darauf zu gucken ob die Luft wieder rein ist.

Feldhamster

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Im Verlauf des Abends konnte ich auch noch andere Hamster auf dem Chip bannen. Es kamen auch Nachbarn vorbei, wobei es dann immer zu Streitigkeiten kam, denn Feldhamster sind Einzelgänger. Sie scheinen echte Raufbolde zu sein, wovon ihre Beschädigungen an den Ohren zeugen, an diesen konnte man sie gut unterscheiden.

Feldhamster füllt seine Backentaschen

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Feldhamster mit beschädigten Ohren

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Feldhamster

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Der Friedhof schließt während dieser Jahreszeit um 19 Uhr seine Pforten und ich bemerkte zu diesem Zeitpunkt auch einen deutlichen Anstieg der Aktivität bei den tierischen Bewohnern. Gegen 20:15 Uhr machte ich mich auch auf dem Weg in Richtung Ausgang und entdeckte hier auch zwischen den Gräbern die ein oder andere Überraschung. Beim einpacken des Equipments, bemerkte ich einen Igel der sich aus seinem Versteck traute und schnurstracks bis zu meiner Isomatte kam, hatte ich so auch noch nicht erlebt. Neben den Krähen und Dohlen, waren nun auch die Rehe  heraus gekommen, um sich intensiv um die Grabpflege zu kümmern.

Igel

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Feldhamster neben einer Grabeinfassung

Dohle betätigt sich als Knochenwäscher

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Rehe zwischen den Grabanlagen

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Rehbock bei der Grabpflege

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Das Weibchen des Buntspechtes an der Bruthöhle

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Der Besuch die beeindruckenden Anlage hat sich mehr als gelohnt und bietet dem Tierfotografen ein Menge an Motiven. Wie immer ärgerte ich mich über die ein oder andere verpasste Möglichkeit, neben den hier gezeigten Tieren, habe ich z.B. noch eine Menge Eichhörnchen und einen sehr entspannten Grünspecht an einem Baum entdeckt. Dummerweise hatte ich beim betreten des Friedhofes mein Equipment noch im Rucksack…

TIPPS: Der Friedhof hat je nach Jahreszeit unterschiedliche Öffnungszeiten, von April bis September hat dieser von 07:00 bis 19:00 Uhr geöffnet. Dies ist auch ungefähr die Jahreszeit, in der sich Feldhamster gut beobachten lassen, von Oktober bis März halten sie in der Regel Winterschlaf.  Der Eintritt zum Friedhof ist frei. Zwar liegt der Park der Ruhe und Kraft direkt am Tor 3, trotzdem würde ich Tor 2 als Eingang empfehlen, sofern man mit dem PKW anreist. Hier ist ein größerer Parkplatz, an dem ich sogar am Wochenende ohne Probleme einen freien Platz gefunden habe. Hauptgrund ist aber der Notausgang, der sich in einer Mauer direkt am Parkplatz 2 befindet, hier kann man den Friedhof auch nach 19 Uhr ohne Probleme verlassen, allerdings nicht wieder betreten. Neben den Tieren gibt es auch eine Menge anderes zu entdecken, zahlreiche Berühmtheiten haben hier ihre letzte Ruhestätte. Es werden an den Eingängen auch Führungen und Fiakerfahrten angeboten. Der wichtigste Tipp ist aber, die Kamera immer einsatzbereit zu haben, da es gerade in der Dämmerung Morgens und Abends die ein oder andere Überraschung geben kann.

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