Naturfotografie im Nationalpark Neusiedler See

18. Mai 2024
18. Mai 2024 Thomas Weber

Der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel, der sich in Österreich und teilweise in Ungarn erstreckt, ist ein Paradies für viele Vogelarten. Dieser 1993 gegründete Park ist aufgrund seiner einzigartigen Landschaft und seiner reichen Biodiversität ein erstklassiges Ziel für Naturfotografie. In der Zeit von 2008 bis 2012 besuchte ich die Region 3 mal während meiner Fotoreisen. Im vergangenen Jahr kam mir der Gedanke, die Region nahe der ungarischen Grenze mal wieder zu bereisen. Ich war gespannt, wie sich seit meiner letzten Reise sich die Natur dort entwickelt hat. Neben den Möglichkeiten im Nationalpark, bot es sich an, Feldhamster im nahe gelegenen Wien zu fotografieren – ein von mir schon lang gehegter Wunsch. Davon berichte ich aber in dem Blogeintrag „Wildes Wien“.

Der Nationalpark umfasst eine Vielzahl von Landschaften, neben dem eigentlichen See, ausgedehnte Schilfgürtel, Feuchtwiesen, Salzwiesen und kleine Salzlacken. Diese Vielfalt bietet Fotografen zahlreiche Motive und unterschiedliche Szenarien, die zu verschiedenen Jahreszeiten ihre jeweils eigenen Reize haben. Besonders bekannt ist die Region aufgrund seiner reichen Vogelwelt, wurden hier bereits über 350! verschiedene Vogelarten beobachtet. Aber auch Säugetiere wie Ziesel, Rehe oder Feldhasen sind häufig zu sehen oder bieten weitere attraktive Motive für Naturfotografen. Auch Reptilien, Amphibien und die Flora sollten hier nicht unerwähnt bleiben.

Feldhasen im Regen

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Feldhase

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Feldhasen im Regen

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Feldhase am frühen Morgen

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Feldhase am Feldrand

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Am ersten Tag herrschte regnerisches Wetter, weshalb sich die Vögel etwas rar machten. Die Feldhasenpopulation ist erfreulich hoch, sieht man Meister Lampe doch in unseren Breiten relativ selten. Leider sieht man ihn auch oft als Verkehrsopfer auf den Straßen rund um den See.

Neuntöter Weibchen auf Heckenrose

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Schwarzkehlchen sind gefühlt weniger anzutreffen

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Die Sperbergrasmücke sitzt selten so frei

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Neuntöter sind häufig zu sehen

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Eine Dorngrasmücke auf ihrer Singwarte

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Von den sogenannten Güterwegen, lassen sich aus dem Auto viele Singvögel gut fotografieren. Hierbei handelt sich um meist geschotterte Versorgungswege für die Landwirtschaft. Hier war es auffällig, dass einige Wege die früher befahren werden durften, inzwischen nur noch für Anlieger und Radfahrer freigegeben sind. Grund ist vermutlich die zunehmende Anzahl an Naturbeobachter und -fotografen, wie man es auch Andernorts beobachten kann. Man sollte natürlich immer Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer nehmen und auf keinen Fall verkehrsbehindernd stehen bleiben oder gar Wege blockieren.

Die Wiesenschafstelze schüttelt sich nach der Gefiederpflege

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Singende Grauammer

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Singende Bachstelze

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Neuntöter Männchen hält Ausschau nach Beute

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In früheren Jahren war ich immer begeistert von der großen Anzahl an Singvögeln, so waren in vielen Beobachtungsgebieten Schwarz- und Braunkehlchen gefühlt auf jeden Busch zu sehen. Ich habe den Eindruck, dass sich deren Bestand deutlich reduziert hat, andere Naturfotografen sehen es ähnlich. Häufig zu sehen waren aber z.B. die Neuntöter die sich gerade in der Balzzeit befanden.

Säbelschnäbler bei der Paarung

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Der Stelzenläufer ist häufig am Rande der Lacken anzutrffen

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Stelzenläufer am Darscho

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Stelzenläufer im letzten Licht

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Säbelschnäbler zum Sonnenuntergang

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Rotschenkel

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Sonnenuntergang an der Zicklacke in Illmitz

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Allein auf weiter Flur - Säbelschnäbler

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Prägend für das Landschaftsbild am Ostufer des Neusiedler Sees sind die zahlreichen Salzlacken. Sie ziehen, bei entsprechenden Wasserstand, nicht nur während der Zugzeit viele Vögel magisch an. In den vergangenen Jahren waren diese aufgrund ausbleibender Niederschläge im Frühjahr oftmals bereits ausgetrocknet. Aber auch im Seewinkel war der Winter 2023/2024 ähnlich feucht, wie wir es auch in Deutschland gefühlt lange Zeit nicht hatten. Neben Enten- und Gänsevögeln finden sich an den Lacken oftmals große Trupps von Limikolen wie Stelzenläufer, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Grünschenkel und Kampfläufer ein. Herausfordernd ist es aber eine tiefe Perspektive für die Aufnahmen zu erreichen, da die Uferbereiche meist nicht betreten werden dürfen. Eine Ausnahme ist der sogenannte Dorscho, der auch als Warmsee bekannt ist, er liegt außerhalb des Nationalparks. Trotzdem sollte man auch hier nicht blindlings drauf loslaufen, um die sich hier aufhaltenden Vögel nicht unnötig aufzuscheuchen.

Teichrohrsänger hört man regelmäßig

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Der Schilfrohrsänger ist meist weniger scheu als seine Verwandten

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Deutlich größer als die anderen Rohrsänger ist der Drosselrohrsänger

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Ruft ständig seinen Namen - der Kuckuck

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An den Ufern, insbesondere am eigentlichen See, befindet sich ein teilweise Kilometer breiter Schilfgürtel der ebenfalls vielen Vögeln einen hervorragenden Lebensraum bietet. Neben den verschiedensten Reiherarten seihen hier die Schilfspezialisten wie Teichrohrsänger, Schilfrohrsänger oder der größere Drosselrohrsänger genannt, die hier unentwegt zwischen den dichten Schilfbestand ihre Nester haben und häufig an den oberen Halmen ihren Reviergesang präsentieren. Eine gute Gelegenheit für den Fotografen diese beim Gesang zu portraitieren. Besonders empfehlenswert ist hier die Zufahrt zum Illmitzer Seebad, hier fährt man gut einen Kilometer durch den Schilf bis man an dem Parkplatz angelangt. Mit etwas Glück erwischt man auch mal den Kuckuck, dessen namensgebender Ruf Anfang Mai allenthalben zu hören ist.

Farblich ist der Fasan ein echter Hingucker

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Nicht minder schön ist das Weibchen des Fasans

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Großtrappe im Flug

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Ein weiteres interessantes Gebiet erstreckt sich hinter den Ortschaften Andau und Tadten, hier befindet sich der sogenannte Hanság mit großflächigen Wiesengebieten die bis zum Einser-Kanal (Grenze zu Ungarn) reichen. Bekannt unter Ornithologen ist die Kommasanten-Wiese, hier kann man bis Anfang Mai die Balz der Großtrappen mit etwas Glück beobachten und auch meist aus großer Entfernung fotografieren. Ansonsten kommen im Schilfbereich entlang des Kanals am Tadtener Dammweg die bereits oben erwähnten Rohrsänger vor, die man bequem aus dem Auto heraus fotografieren kann. Nachdem man den Beobachtungsturm passiert hat, kann man auf den Wiesen nach Schafstelzen, Haubenlerchen, Braun- und Schwarzkehlchen Ausschau halten. Im gesamten Gebiet hat man auch die Chance auf verschiedenste Greifvögel wie Bussarde, Turmfalken, Korn- und Wiesenweihe oder auch mal einen Seeadler. Bei meinen früheren Reisen habe ich hier immer Fotos von Sumpfohreulen verwirklichen können, in diesem Jahr ist mir dies nicht vergönnt gewesen. Auch die Anzahl der Singvögel ist hier gefühlt stark zurückgegangen, konnte ich doch in früheren Jahren vorwitzige Braunkehlchen ohne Scheu auf ihren Ansitzen direkt an der Straße ablichten.

Braunkehlchen

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In weiter Entfernung ruhte ein Seeadler

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Der Mäusebussard, nicht selten aber sehr scheu

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Im Bereich des Weges am Einserkanal und an dem dort beginnenden Andauer Dammweg hört man häufig den Wendehals rufen, leider konnte ich keinen sichten oder gar fotografieren. Einen Schwarzspecht konnte ich kurz beobachten, er flog aber direkt auf, als ich die Kamera einsetzen wollte.

Der Star füttert seine Jungen

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Im perfekten Licht kam der Weißstorch vorbeigeflogen

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Männchen des Rotfußfalken

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Das Weibchen des Rotfußfalken

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Meist gut versteckt ist die Waldohreule

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Waldohreule

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Wie bereits erwähnt ist die Durchfahrt mit dem PKW auf einigen Wegen nicht erlaubt, trotzdem lohnt es sich natürlich auch zu Fuß den ein oder anderen Bereich zu erforschen. Es gibt so gut wie immer etwas zu entdecken und so manche Überraschung ist dabei. So konnte ich unter anderen Rotfußfalken und Waldohreulen unmittelbar an Wegen fotografieren. Es lohnt sich auch in die einschlägigen ornithologischen Meldeseiten wie ornthio.at zu schauen, um den ein oder anderen Tipp zu bekommen. Für die längeren Strecken hatte ich unseren eScooter mit nach Österreich genommen, mit ihm konnte ich alle Wege ohne Probleme befahren und erweiterte meinen Radius nicht unerheblich.

Der Kuckuck ist Anfang Mai sehr aktiv

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Rotfußfalkendame

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Neuntöer Männchen zwischen Weinreben

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Die 5 Tage am Neusiedler See waren von der Vogelfotografie geprägt. Auch wenn man häufig hört, dass früher alles besser war, würde ich dennoch ein positives Fazit ziehen. Ohne Bilder wird man aus dieser Region ganz sicher nicht zurückkommen, zumal man ja auch noch viele andere Motive aus der Natur finden kann. Amphibien und Reptilien wie Smaragdeidechse, Zauneidechse oder Laubfrösche. Die Wiesen rund um die Lacken bieten zahlreiche botanische Schmankerl, wie die vielen Orchideenarten die hier vorkommen. Arten wie Bienenfresser habe ich diesmal bewusst ausgelassen, auch hier wäre bestimmt etwas möglich gewesen. Als Reisezeit ist der Frühling von Mitte April bis Ende Mai sicher am interessantesten, da die Vögel entweder in der Balz sind oder bereits ihren Nachwuchs versorgen. Als Basecamp empfiehlt sich für mich die Gemeinde Illmitz, sie hat eine gute Infrastruktur mit guten Unterkünften und entsprechender Gastronomie. Hier befindet sich neben 2 Supermärkten auch das Nationalparkzentrum in dem man sich mit aktuellen Informationen versorgen kann. Viele Beobachtungsgebiete sind von Illmitz aus schnell zu erreichen. Als Unterkunft kann ich das Gästehaus zum Pusztablick der Familie Kracher in der Ufergasse wärmstens empfehlen. Freundliche Zimmer mit Bad und einem guten Frühstück bekommt man hier ab 48.EUR. Bei der Fototechnik ist hauptsächlich ein 600mm Objektiv mit 1,4fach Konverter  zum Einsatz gekommen. Bei den Kameras waren die EOS R5, R6 MK II und die R7 mit von der Partie. Für die Fotografie aus dem Auto empfiehlt sich ein Bohnensack oder ein entsprechendes Autoscheibenstativ. Mit im Fotorucksack sollte ein Makroobjektiv sein und ggf ein tragbares Zoom mit 100-400/500mm Brennweite. Als Literatur kann ich noch das Buch Birding Hotspots – 43 Touren rund um den Neusiedler See von Christoph Roland empfehlen, hier werden alle Gebiete ausführlich beschrieben.

Ziesel findet man rund um den Neusiedler See vielerorts

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Ziesel mit vollgestopften Backen

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