Der Wetterbericht sagte für den späten Vormittag am Pfingstmontag Regen an. So zog es mich direkt nach dem Frühstück in den Wald, um den Buntspecht bei der Fütterung der Jungen zu fotografieren. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichte ich die alte Birke direkt an einem Wanderpfad, den sich Familie Buntspecht trotz zahlreicher Wanderer und Mountainbiker als Brutplatz ausgesucht hat. In der Woche konnte ich Abends das Fiepen der Jungspechte vernehmen. Im gebührenden Abstand baute ich das Stativ auf und richtete das Objektiv auf die Nisthöhle aus. Nach einer Stunde Wartezeit konnte ich keinen Anflug eines Altvogels ausmachen und auch keine Geräusche aus der Baumhöhle vernehmen. Was war geschehen? Zum ausfliegen waren die Kleinen definitiv noch nicht weit genug, vielleicht sind sie einem Feind wie dem Mader zum Opfer gefallen?
Ich beschloss mit dem Equipment eine Runde durch den Wald zu gehen, in der Hoffnung eine andere Höhle zu finden oder aber andere Motive. Der Wald hat sich in den letzten Jahren massiv verändert, viele Fichtenbestände sind vom Borkenkäfer befallen. Vielerorts wurden hier schon Schneisen und Lichtungen geschlagen und das angefallen Holz wurde mit schweren Gerät aus dem Wald geholt – das hinterlässt spuren.
An einer kleinen Lichtung höre ich neben vielen anderen Vögeln den lautstarken Gesang des kleinen Zaunkönigs. Ich bin immer wieder fasziniert wie stimmgewaltig dieser Winzling seine schöne Strophe vorträgt. Der König des Waldes war sehr kooperativ und setzte sich immer wieder auf den gleichen Sitzwarten. Ich beschloss mein Glück zu versuchen und baute das Stativ zwischen den umgestürzten Bäumen auf. Gott sei Dank kam die Sonne das ein oder andere mal durch das schon dichte Blätterdach durch, so das die Belichtungszeiten für scharfe Bilder noch ausreichend waren.